GRAN CANARIA
Faunistisch-floristische Notizen aus dem Jahr 2006
   
   
1. Ruderalflur am Barranco de la Tabaquera
(Campo internacional)

 

Als "Ruderalflur" bezeichnet der Botaniker Schutt- und Unkrautfluren im städtischen Umfeld. Sie zeichnen sich durch eine große Artenvielfalt meist kurzlebiger und buntblühender Pflanzenarten aus. Auf Gran Canaria waren die Unkrautfluren zum Zeitpunkt der Exkursionen Anfang März 2006 nach einem eher feuchten Winter sehr üppig ausgeprägt und deckten gnädig einen bunten Blütenmantel über die Bauschuttlandschaften zwischen den "Oasen" der Touristikindustrie.
Dem Ökologen sind solche wertenden Betrachtungen allerdings fremd. Er beobachtet und analysiert (mehr oder weniger unvoreingenommen) das Leben überall dort, wo es sich zeigt. Und auch im Bauschutt gibt es vieles zu entdecken.
Barranco de la Tabaquera

Foto: Barranco de la Tabaquera mit einem Saum aus Federborstengras (Pennisetum setaceum) und einem Bäumchen-Dornlattich (Launaea arborescens)


Das erste Insekt, das in Maspalomas meine Aufmerksamkeit auf sich zog, war allerdings kein "Ureinwohner" sondern eine Art, die vom Menschen eingeschleppt wurde:

Danaus plexippus

Foto: Monarch, Danaus plexippus
Der Monarch bevorzugt in den Parkanlagen von Maspalomas ebenso wie in seiner amerikanischen Heimat Schwalbenwurzgewächse als Nektarpflanze. Hier an Asclepias curassavica, der Curacao-Seidenpflanze zu sehen. Die Tiere sind sehr ortstreu und hielten sich in den 14 Tagen, in denen ich sie beobachten konnte, von gelegentlichen Ausflügen abgesehen, immer innerhalb einer Fläche von ca. 100 x 100 m auf.

Das zweite Insekt, das mir auffiel, war eine Heuschrecke mit blassroten Hinterflügeln, die wie sich in den folgenden Tagen herausstellt, überall die häufigste Art war.

Acrotylus insubricus

Foto: Acrotylus insubricus

Acrotylus insubricus

 
Acrotylus insubricus

Foto: Acrotylus insubricus

 

Acrotylus insubricus

Foto:
Agrotylus insubricus

 

 

Aber auch blauflügelige Exemplare waren überall vertreten, die zu den Ödlandschrecken gehören:

Oedipoda canariensis
Foto 2b: Oedipoda canariensis
Oedipoda canariensis
Foto 2a: Oedipoda canariensis
 
cf. Wernerella sp.
Foto 4a: cf. Wernerella
 
Aelurillus lucasi

Was Acrotylus bei den Heuschrecken ist Aelurillus lucasi bei den Spring-spinnen.

Die Art ist quasi auf jedem Ar um Maspalomas herum zu finden.


Das nebenstehende Männchen zeigt das typische Aussehen mit schwarz-glänzendem Kopfbereich und buschigen, weißen Taster. Es handelt sich hierbei um eine altersbe-dingte "Kahlköpfigkeit". Durch ständige Putzbe-wegungen gehen mit der Zeit die feinen Haare über den Augen verloren.

Foto: Aelurillus lucasi, Männchen  
Aelurillus lucasi  

Foto: Aelurillus lucasi, Weibchen

 

 
Thyene imperialis Foto: Thyene imperialis

Die Art legt ihren Wohn-kokon auch im Feder-borstengras (Pennisetum setaceum) an, das selbst auf gemauerten Flächen auftritt.
   
 
Foto: Salticus gomerensis (Dank an Michael Schäfer für die Bestimmung)  
   
Arten- und Individuenzahl der fliegenden Schmetterlinge war Anfang März absolut minimal - kein Vergleich mit dem Schmetterlingsreichtum im Frühling bei uns in Mitteleuropa (vielleicht aber nur ein Effekt der Jahreszeit?) Dieser winzig kleine Bläuling war noch am häufigsten zu beobachten, allerdings weniger auf den Ruderalflächen als vielmehr in den Parkanlagen, wo er auf den Zierrasenflächen das "Unkraut" (Medicago lupulina) besuchte.
Foto 12: Bläuling Zizeeria knysna (Dank an Michael Becker für den Hinweis)

Neben all den unbekannten Arten gibt es aber auch alte Bekannte: den Wiedehopf z.B., den wir alle kennen, aber vielleicht noch nie in Natura gesehen haben. Dieser hier war eifrig mit dem Aufsammeln von Futter für seine hungrigen Nachkommen beschäftigt.

Die weiteren Arten sind im Beitrag "->Palmenhain im Campo international" zu finden.

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